Thermaflex Abwasserwärme

Abwasser-Wärmepumpe ergänzt Fernwärmeversorgung der Stadtwerke Gleisdorf

Eine klimafreundliche- und ressourcenschonende Wärmeversorgung ist ein wesentlicher Baustein für die Erreichung der Klimaschutzziele der Stadtgemeinde Gleisdorf. In diesem Zusammenhang wird zukünftig eine bis dato noch fast ungenutzte Wärmequelle, nämlich gereinigtes Abwasser, aus der Kläranlage Gleisdorf erschlossen und in das Fernwärmenetz der Stadtwerke Gleisdorf integriert. Abwasser wird somit zu einer wertvollen Ressource für eine nachhaltige Wärmeversorgung.

Als Solarstadt hat sich die Stadtgemeinde Gleisdorf mit der Erstellung des Klimaschutzplanes das Ziel gesetzt, CO2-Emissionen in Gleisdorf massiv zu reduzieren. Wärme aus Abwasser rückzugewinnen und für die Beheizung von Gebäuden zu verwenden, stellt einen wesentlichen Beitrag für eine nachhaltige Wärmeversorgung dar.

Rund 6 Millionen Liter Abwasser aus häuslicher und gewerblicher Nutzung werden täglich in der Kläranlage Gleisdorf gereinigt und mit einer durchschnittlichen Temperatur von 15°C in die Raab eingeleitet. Durch die gezielte Nutzung dieser Ressource können jährlich rund 1.000 Tonnen CO2 eingespart werden.

Aufgrund des ganzjährig hohen Temperaturniveaus eignet sich Abwasser ideal als Wärmequelle für Wärmepumpenanlagen. Dies führt dazu, dass aufgrund dieser günstigen Temperaturen, Abwasser zunehmend interessant als regenerative Energiequelle wird.

Mag. Erich Rybar, Geschäftsführer der Stadtwerke Gleisdorf GmbH erklärt das Funktionsprinzip der Abwassernutzung in Gleisdorf: „Ein Teilstrom des gereinigten Abwassers wird nach der Kläranlage entnommen und einer Wärmepumpe mit einer maximalen Wärmeleistung von 800 kW zugeführt. Die Wärmepumpe kühlt dabei das gereinigte Abwasser und erzeugt daraus unter Einsatz von erneuerbarem Strom Wärmeenergie, welche wieder mit 85°C in das Fernwärmenetz eingespeist wird. Das heißt, wenn wir uns heute duschen, kommt das Wasser in den Abwasserkanal, wird gereinigt, Wärme wird entzogen, geht über Fernwärme wieder in die Stadt und am nächsten Tag können wir uns wieder mit warmen Wasser duschen – ein Kreislauf, wie er sein sollte!“

Abwasserwärmepumpen unterscheiden sich von anderen Wärmepumpen im Grunde nur durch die verwendete Wärmequelle, nicht jedoch durch ihre grundsätzliche Funktionsweise, wobei ein hier ein weiterer positiver Nebeneffekt dieser Form der nachhaltigen Wärmeerzeugung erwähnt werden kann: Durch die Abkühlung des Abwassers gelangt dieses kühler in den Fluss und bewirkt einen positiven Einfluss auf Fauna und Flora, wodurch indirekt ein Beitrag zum Gewässerschutz geleistet wird.

„Die Stadtgemeinde Gleisdorf hat mit dem Klimaschutzplan ein klares Zeichen gesetzt – wir meinen es ernst mit dem Klimaschutz und verfolgen dabei klare Ziele. Damit wollen und werden deutliche Zeichen setzen und unseren Beitrag für unser Klima leisten. Dieses Projekt reiht sich natürlich erstklassig in diese Zielsetzungen ein! Es macht mich stolz, dass Innovation dieser Güte in Gleisdorf realisiert und neue Maßstäbe gesetzt werden“, so Bürgermeister Christoph Stark.

Rückgewinnung von 4.000.000 kWh

Auf das Jahr gerechnet können somit durch die Abwasserwärmerückgewinnung rund 4.000.000 kWh an Wärme in das Fernwärmenetz eingespeist werden. Dies wiederum entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch an Heizwärme von 333 österreichischen Haushalten.

Zusätzlich zur Abwasserwärmerückgewinnung wird das in der Kläranlage erzeugte Faulgas (Biogas) in Wärmeenergie umgewandelt und ganzjährig in das Fernwärmenetz eingespeist. Eine Verbrennung von überschüssigem Faulgas über eine Gasfackel kann somit vermieden werden.

Schon im Jahr 2014 gab es die ersten Forschungsprojekte auf der ARA Gleisdorf zum Thema „Abwasserwärme“. Damals durch die TU Graz und die BOKU Wien – die Ergebnisse waren sehr erfolgsversprechend – und schlussendlich die Voraussetzung des Abwasserverbandes und seiner Mitarbeiter für die Bereitschaft in diesem Bereich weiter mitzuarbeiten. „Für die Forschung braucht man auch viel praktisches Wissen – und dieses konnte von den erfahrenen Mitarbeitern der ARA eingebracht werden – und wurde durch die AEE INTEC in den folgenden Jahren fokussiert und hat schließlich im Projekt Thermaflex seine Umsetzung gefunden. Die verständlicherweise exponierte Lage der Kläranlage war aber auch schließlich die große Herausforderung, eine Wärmerückgewinnungsanlage und ein Wärmeversorgungsnetz zu bauen und dies optimal zu nutzen. Diese Erfahrung haben die Stadtwerke eingebracht und schließlich auch die Federführung in der Umsetzung übernommen“, ergänzt Peter Schiefer, Geschäftsführer des AWV Gleisdorfer Becken.

So stellt der Abwasserverband Gleisdorf die Ressourcen „temperiertes gereinigtes Abwasser“ und das im Reinigungs- und Faulprozess entstandene Klärgas (rd. 250 m³ pro Tag im Jahresdurchschnitt) zur Verfügung, um dies in Wärmeenergie umzuwandeln. Bisher wurde das anfallende Klärgas für die Beheizung der eigenen Gebäude und des Faulturms verwendet – der Rest wurde „abgefackelt“. 

„Jetzt gibt es durch die Synergie der Stadtwerke Gleisdorf und des Abwasserverbandes Gleisdorfer Becken eine WIN-WIN-WIN-Situation – und der größte Gewinner dieser Synergie ist die Umwelt – und das Team des AWV Gleisdorfer Becken freut sich, dazu beigetragen zu haben“, ergänzt Schiefer.

Wärmeenergie aus gereinigtem Abwasser zu entnehmen, bildet eine wirtschaftliche und nachhaltige Alternative zur konventionellen Wärmebereitstellung und stellt einen wesentlichen Beitrag zu einer Steigerung des erneuerbaren Anteils in der Wärmeerzeugung dar.

Die Umsetzung erfolgte im Rahmen des Projekts ThermaFLEX und wurde aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Zuge der österreichischen Innovationsoffensive „Vorzeigeregion Energie“ in Zusammenarbeit mit der Forschungsinitiative Green Energy Lab durchgeführt.

Rückfragehinweis:

Mag. Erich Rybar, Geschäftsführer

Tel: +43 3112 2653-210 | Mobil: +43 664 4657426

erich.rybar@feistritzwerke.at | www.feistritzwerke.at

Suche
Suche schließen